Aufsicht versagt, Netzwerk kassiert
Wie aus der Advanced Blockchain AG ein geschlossener Zirkel wurde, zulasten der Aktionäre.
Die Advanced Blockchain AG galt einst als Vorreiterin für dezentrale Innovation. Heute ist von dieser Position wenig geblieben: Der Aktienkurs stagniert, Jahresabschlüsse verzögern sich, und die Unternehmenskommunikation wirkt zunehmend intransparent. Hinter den Kulissen verfestigt sich der Eindruck eines Systems, das eher von gegenseitiger Absicherung als von wirksamer Kontrolle geprägt ist.
Ein Aufsichtsrat mit Vorbelastung
Seit August 2023 ist der Aufsichtsrat der Gesellschaft mit Unterbrechungen abgesehen von der ominösen Niederlegung des SdK-Vertreter Tom Jakobi gleich besetzt:
- Rüdiger Andreas Günther (Vorsitzender)
- Sebastian Markowsky
- Håkan Saltin
- Dr. Marcel Tyrell
Abgesehen vom einzig unabhängigen SdK-Vertreter Jakobi, welcher bereits nach wenigen Wochen die Gesellschaft verlassen hat, verfügen die Organe über teils langjährige berufliche und strategische Verbindungen zum ehemaligen Vorstand Simon Telian. Nach dessen fristloser Abberufung im Sommer 2024 übernahm das Gremium die Aufgabe, für Aufklärung und Governance zu sorgen. Theoretisch wie praktisch stellt dies jedoch bereits seit Amtsantritt ihre Kernfunktion dar, nicht erst seit Sommer 2024. Der aktuelle Aufsichtsrat muss sich daher den Vorwurf gefallen lassen, auch für Schäden vor Telians Abberufung mitverantwortlich zu sein, da der Eindruck entsteht, dass er seiner Aufsichtspflicht nicht ausreichend nachgekommen ist. Nun versucht man offenbar, die Verantwortung abzuschieben und anderen die Schuld zuzuschreiben.
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage:
Wie glaubwürdig ist ein Aufsichtsrat, der selbst über Jahre mitverantwortlich war und sich nun als neutrale Aufklärungsinstanz darstellt?
Composable Finance: Zahlungen, Verbindungen, offene Fragen
Nach Recherchen aus dem engsten Umfeld flossen Ende 2023 rund 800.000 USD zusätzlich von der ABAG in das Projekt unter Aufsicht des aktuellen Gremiums. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, zu dem die Identität des anonymen Projektleiters „0xbrainjar“ als Omar Zaki bereits öffentlich bekannt war und dies dem Aufsichtsrat nach objektiver Einschätzung bekannt gewesen sein musste.
Zaki war bereits 2019 von der US-Börsenaufsicht SEC sanktioniert worden - wegen irreführender Angaben gegenüber Investoren, gefälschter Unterlagen und manipulierter Leistungsdaten. Zudem war er an zwei Krypto-Projekten beteiligt, die durch Sicherheitslücken Verluste in Millionenhöhe erlitten (Warp Finance, Force DAO).
- Link zur SEC-Dokumentation (PDF)
- Weitere Details vom bekannten Blockchain-Analyst ZachXBT
Trotz dieser Vorgeschichte und trotz öffentlicher Warnsignale erfolgte eine weitere Kapitalzuwendung, ohne erkennbare Kommunikation an den Kapitalmarkt. Eine Ad-hoc-Mitteilung blieb ebenso aus wie eine Bewertungskorrektur. Bis heute wurde der Vorgang nicht transparent aufgearbeitet. Die Gesellschaft zieht es offenbar vor, den Kapitalmarkt im Unklaren zu lassen.
Direktzahlung an Sebastian Markowsky nach Amtsantritt

Zudem sind direkte Zahlungen von Composable Finance an Sebastian Markowsky dokumentiert, eine davon liegt ABAG Watch vor. Markowsky wurde am 23. August 2023 in den Aufsichtsrat der ABAG berufen. Die entsprechende Rechnung datiert auf den 21. August, also zwei Tage vor seiner Bestellung. Die Datei selbst wurde laut Metadaten jedoch am 18. Oktober 2023 erstellt. Die Zahlung erfolgte bereits am 17. Oktober.Link zur Transaktion auf Etherscan.

Diese zeitliche Diskrepanz wirft folgende Fragen auf:
- Wurde das Gremium über die Zahlung informiert?
- Lag ein potenzieller Interessenkonflikt vor?
- Wie bewertet insbesondere Prof. Dr. Tyrell, der öffentlich als Experte für die Branche auftritt, die Unabhängigkeit eines Gremiums, dessen Mitglied kurz nach Amtsantritt Leistungen für ein Portfolio-Unternehmen erbracht hat, sofern diese Leistungen tatsächlich erbracht wurden?
Die Unabhängigkeit eines Kontrollorgans darf nicht durch wirtschaftliche Verflechtungen einzelner Mitglieder beeinträchtigt werden.
Zaki, Telian, Günther und Elsayed bei einem Treffen

MANTIS-Token-Delisting - strategisches Asset ohne Erklärung
Der Token MANTIS, ein Schlüsselbestandteil des Composable-Ökosystems, wurde kürzlich kommentarlos delistet. Eine Kommunikation seitens der ABAG blieb aus, trotz früherer öffentlicher Aussagen zum strategischen Stellenwert der Beteiligung.
Noch im Februar 2025 hatte die ABAG in einer EQS-Mitteilung betont:
"Der Mantis-Launch unterstreicht die Innovationskraft dieses Ökosystems, schafft neue Wachstumschancen im DeFi-Sektor und stärkt die Position der Advanced Blockchain AG [...]." Zur EQS-Mitteilung
Ein strategisches Asset verschwindet ohne jede Transparenz gegenüber dem Kapitalmarkt.
Fazit: Verantwortung offen, Kontrolle unklar
- Ein Aufsichtsratsmitglied mit direkter Zahlung von einem Portfolio-Projekt im zeitlichen Umfeld seiner Bestellung.
- Ein erneutes Investment in ein Projekt unter Leitung einer sanktionierten Person - ohne öffentliche Kommunikation.
- Ein Delisting mit möglicher Wertberichtigung - ohne Korrekturmeldung.
- Gemeinsame Restaurantbesuche auch im Jahr 2024.
Die Governance-Struktur der ABAG steht unter erheblichem Legitimitätsdruck.
Wenn interne Kontrolle versagt, ist externe Kontrolle gefordert - durch Öffentlichkeit, Aktionäre und institutionelle Investoren.
Transparenz und Aufarbeitung sind keine Option. Sie sind eine Pflicht.
ABAG Watch liegen diverse, teils pikante Chat-Protokolle amtierender Organe vor. Fortsetzung folgt...